Psychologische Selbstbekenntnisse by Pontus Wikner

Psychologische Selbstbekenntnisse by Pontus Wikner

Autor:Pontus Wikner [Wikner, Pontus]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Lindhardt & Ringhof
veröffentlicht: 2014-06-29T00:00:00+00:00


Vermutlich tat Wikner recht daran, sich Björnström nicht zu eröffnen, auch wenn es bisweilen so aussehen mag, als seien auch die Gefühle, die Björnström für Wikner empfand, sehr innig und aufrichtig gewesen. Bjørnström blieb für Wikner ein unberechenbares Rätsel, ein Freund, dem er näher kam als manchem anderen, der ihn aber auch höhnisch von sich stoßen konnte. Am 30. April 1858 notierte Wikner in seinem Tagebuch, er habe Besuch von Björnström gehabt. Der habe bei der Gelegenheit in einigen älteren Briefen geblättert, die Wikner verwahrte. Unter ihnen befand sich ein Brief, den Ida Weinberg, Wikners spätere Ehefrau, geschrieben hatte. Als Björnström diesen Brief las, soll er Wikner vorwurfsvoll ermahnt haben: 'Du darfst keine Pontussa haben!' 31 Genauso hatte sich Ida Weinberg in ihrem Brief genannt. Wikner war über Björnströms Eifersucht bass erstaunt und erwiderte, dass wohl kaum etwas von dem, das er da gelesen habe, geeignet sein dürfte, ihn traurig zu stimmen. Es gebe aber einen Brief, den er, Wikner, im Dezember des letzten Jahres an ihn geschrieben habe, und diesen Brief verbrenne er nun vor den Augen Björnströms; denn der allein könne Anlass für Traurigkeit sein.

Worauf Wikner nicht vorbereitet war, war, dass Björnström plötzlich in Tränen ausbrach. Er war aufgewühlt und verwirrt und wusste nicht, wie er das Verhalten des Freundes deuten sollte. Noch am selben Tag schrieb er Björnström einen weiteren Brief, in dem er auf die Umstände einging, unter denen er den ersten, nunmehr verbrannten Brief vom Dezember 1857 geschrieben hatte. Als er keine Antwort erhielt, besuchte er Björnström ein paar Tage später, doch war dieser zu jenem Zeitpunkt nicht allein, sondern hatte Besuch von einigen Freunden. Björnström bedankte sich bei Wikner für den Brief und bat darum, noch am selben Abend unter vier Augen mit ihm sprechen zu können. Dann setzte er sich auf Wikners Knie und nahm den Brief hervor, entfernte sich aber sogleich wieder von dem Freund, machte Feuer und verbrannte den Brief. Dabei behauptete er, dass er das alles nur aus Achtung tue. Dem gedemütigten Wikner versprach er, am Abend zu ihm zu kommen, doch das Versprechen hielt er nicht.

Erst am folgenden Tag suchte Björnström Wikner auf, doch da hatte dieser Besuch von einem anderen Freund, den er nicht so schnell und unvermittelt nach Hause schicken konnte. Erst nachdem er sich am Abend von diesem Freund getrennt hatte, eilte Wikner zu Björnström, der sich bereits schlafen gelegt hatte. Es war halb elf. Wikner setzte sich auf Björnströms Bettkante, und Björnström schlang die Arme um den Freund. Später schrieb Wikner in sein Tagebuch: 'Einen langen Moment hielt er mich in seinen Armen, bis er schließlich, als ich mich entfernen wollte, vorschlug, ich solle die Nacht über bei ihm bleiben.' 32 Kurzerhand wurde Wikner eine Schlafstatt auf dem Boden bereitet, doch konnte er lange keinen Schlaf finden. Seine Gedanken waren in Aufruhr und seine Gefühle wogten hin und her. Am nächsten Morgen um vier Uhr setzte er sich an Björnströms Schreibtisch und schrieb dem Freund einen erneuten Trennungsbrief: 'Herman, ich habe Dich mit innerlicher und ergebener Freundschaft geliebt.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.